Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich habe schon als Kind viel gelesen und ab und zu haben mir die Ideen so gut gefallen, dass ich sie „kopiert“ und in eine andere Form gegossen habe. Sozusagen Fanfiction der Bücher geschrieben habe. Ich habe auch gerne Comics dazu gemalt und mir in vielen Tagträumen zu Musik die verschiedenen Welten ausgemalt. Es ist ein Wunder, dass ich nie Fantasy gelesen habe 😉 In der Schule durfte ich meine Aufsätze manchmal vor der Klasse vorlesen, weil sie den Lehrer*innen so gut gefallen haben. In meiner Studienzeit habe ich viele wissenschaftliche Texte verfasst und irgendwann hat mich die Lust gepackt, mich mehr mit dem Aufbau und der Struktur von Romanen zu beschäftigen. So bin ich zur Belletristik gekommen.

Welche Genres schreibst du?

Ich habe mit Krimis/Thrillern begonnen und mittlerweile auch die Liebe zu historischen Romanen entdeckt. Liebesgeschichten sind immer in die Storys eingewoben, denn ohne Liebe und Spannungen fühlt sich ein Plot für mich manchmal etwas „leer“ an.

Wo findest du Ideen für deine Geschichten?

Ich sammle Inspirationen aus anderen Büchern und Serien, manchmal eher zufällig bei Museumsbesuchen oder wenn ich eine Dokumentation anschaue und mich frage: Was wäre wenn? Ich glaube diese Frage ist sehr zentral, wenn es darum geht einen Pitch zu entwickeln: Was wäre, wenn jemand Nero absichtlich zum Bösewicht umschreiben hätte wollen? 😉

Welches Buch liegt auf deinem Nachttisch?

Momentan kämpfe ich mit: Die Herrschaft der Dinge. Ein ziemlicher Wälzer, aber wahnsinnig spannend im Hinblick auf unsere Konsumgesellschaft. Belletristisch lese ich gerne Thriller und Krimis aus den Federn unterschiedlicher Autor*innen und durch meinen Mann bin ich auch zu Haruki Murakami gekommen.

Hast du ein Vorbild?

Seit meiner Kindheit und Jugend liebe ich Christine Nöstlinger. Aber um ihr nachzueifern, reicht es wahrscheinlich nicht. Deswegen versuche ich, so gut wie möglich, meinen eigenen Stil zu entwickeln.

Welches Buch sollte jeder lesen?

Als Kind hat mich die „Wolfsaga“ von Käthe Recheis unglaublich beeindruckt. Im Nachhinein sehe ich eine ziemlich klare, politische und gesellschaftliche Botschaft in dem Buch, die mich bis heute beschäftigt. Für Liebhaber*innen von blumiger Sprache (wie ich selbst eine bin), lohnt es sich auf jeden Fall „Schatten des Windes“ von Carlos Ruiz Zafón zu lesen. Ich habe sehr viel über World Building und Atmosphäre gelernt.

Was ist dein Lieblingsbuch?

Die „Gretchen“-Trilogie von Christine Nöstlinger, auch wenn ich schon lange aus dem Alter herausgewachsen bin. Sie schafft es einfach so unglaublich gut, dieses Gefühl des Teenager-Daseins einzufangen, ohne zu kitschig oder platt zu werden.

Wie lange hat es gedauert, das erste Manuskript in der Rohfassung fertigzustellen?

Mein erstes Manuskript war tatsächlich nicht „Unwiderstehliches Schicksal“, das ich mittlerweile als Debüt veröffentlicht habe. Mein erstes, ernsthaftes Manuskript handelt von Polizisten in Wien und es war ein absolut ungenügendes Chaos mit unglaublich vielen Erwähnungen von „immer“ und „nur“. Außerdem haben sich alle ständig angesehen. Mittlerweile hänge ich tief in den Überarbeitungen, weil ich die Story bis heute super finde und nach viel Arbeit auch die Fähigkeiten habe, sie besser zu erzählen. Man schreibt eine Geschichte zwar in erster Linie für sich selbst, aber anderen Menschen sollte das Lesen ebenso Vergnügen bereiten, was mein Ego am Anfang nicht gerne zugeben wollte. Für die erste Rohfassung habe ich etwa drei Monate gebraucht. „Unwiderstehliches Schicksal“ habe ich ebenfalls in drei Monaten geschrieben, allerdings haben die Überarbeitungen mindestens nochmal genauso viel Zeit in Anspruch genommen. Dazwischen lagen viele andere Bücher, Plots und World Building, um stetig dazuzulernen 😉

Wie regelmäßig schreibst du?

Ich schreibe eher selten und dann muss es „in einem Rutsch“, innerhalb weniger Wochen und Monate gehen. Meistens plotte ich die Geschichten so gut wie möglich (ich bin leider eher Pantser als Plotter), dann erst entlasse ich meine Inspiration in die Freiheit. Tatsächlich besteht meine Arbeitszeit hauptsächlich aus mehr oder weniger quälenden Überarbeitungen, zwischendurch viele Bücher lesen, tolle Formulierungen etc. zu notieren und sich zu überlegen wie eine Szene oder Figur noch greifbarer werden kann.

Mit welchem Programm schreibst du deine Bücher?

Ich habe zu Beginn mit Pages (MacBook) geschrieben, bin aber komplett auf Word umgestiegen und tue mir damit viel leichter.

Hattest du beim Schreiben deines Buches einen konkreten Zeitplan?

Meistens ja. Drei Monate für einen Rohentwurf des Manuskripts (zwischen 80.000 und 100.000 Worte). Sonst werde ich nachlässige und verliere das Momentum. Allerdings habe ich auch halbfertige Manuskripte auf meinem Computer liegen, die noch viel Liebe benötigen. Meistens hindert mich das plotten der Geschichte am tatsächlichen Schreiben, aber später bin ich immer unglaublich froh, dass ich es so gemacht habe. Es ist aber nichts in Stein gemeißelt und wenn eine bessere Idee kommt, erlaube ich mir, die alte zu verwerfen.

Schreibst du von vorn nach hinten durch?

Schreiben ja. Fürs plotten empfehle ich tatsächlich es rückwärts anzugehen. Was ist der Twist am Ende? Ob Mörder oder Liebesgeschichte. Von dort aus kann man die Fäden rückwärts spinnen und es kommt nicht so oft zu Logikfehlern in der Geschichte.

Hast du Schreibrituale?

Der beste Tipp: Sticker. Ich klebe mir in meinen Filofax-Kalender für 500 geschriebene Worte jeweils einen Glitzerstern. Das aktiviert scheinbar meine innere Volksschülerin (Grundschülerin) und motiviert mich unglaublich am nächsten Tag wieder Sticker zu bekommen.

Was gefällt dir besonders gut am Schreiben?

Dass wir Welten besuchen können, die uns sonst auf ewig verborgen geblieben werden. Durch die Augen von Menschen zu sehen und zu leben und dabei versuchen das Menschliche zu verstehen. Das Gleiche gefällt mir auch am lesen.

Welches sind die schwierigsten Phasen beim Schreiben eines Buches?

Die „muddy middle“, wie es im englischen genannt wird. Wir geben mit dem Pitch der Story ein Versprechen, das wir einlösen müssen. Im Mittelteil des Buches, auch „Fun&Games“ genannt, dürfen wir all das beschreiben, worauf sich die Leser*innen gefreut haben, als sie die Rückseite des Buches studiert haben. Es ist eine große Herausforderung, das nicht zu langweilig oder unglaubwürdig zu gestalten. Auch mich verlieren Bücher als Leserin meist, wenn die Geschichte nach dem Einstieg ihr Versprechen nicht einhält.

Was tust du gegen Schreibblockaden?

Weg vom Computer und den Notizen, hinaus in die Welt. Mit hilft ein Museumsbesuch zu dem Thema, oder einen passenden Film/eine Doku anzuschauen und dann an einem ruhigen Ort mit Musik in den Kopfhörern spazieren zu gehen. Wenn du gerade nicht rauskannst, hilft auch Google Maps, um sich von Orten und Sehenswürdigkeiten inspirieren zu lassen.

Ich möchte auch ein eigenes Buch schreibe, wie kann mir das gelingen?

Literarisch schreiben zu lernen ist wie eine neue Sprache und Kultur kennenzulernen. Man braucht viel Geduld und muss selbstkritisch sein. Ich habe oft mitbekommen, dass Autor*innen (mich eingeschlossen), das Ego im Weg steht und sie auf ihre Herangehensweise beharren. Aber auch Schreiben ist ein Handwerk und sollte zumindest rudimentär studiert und gelernt werden. Was sind Plotpoints? Worldbuilding? Wie schreibe ich eine Figur, wie vermeide ich Klischees? Und vor allem: Was ist mein Genre?

Dazu gibt es tolle Bücher („Save the Cat“ writes a novel, „Anatomy of a Story“) und für die bequemen Menschen, wie mich, unglaublich viele Schreibtipp-Videos und vor allem Film- und Plotanalysen auf YouTube. Die Idee ist nur der erste Schritt, danach folgen Überlegungen zur Welt und dem Plot. Hab keine Angst vor dem weißen Blatt, aber versuche dabei immer kritikfähig zu bleiben (auch wenn es manchmal schmerzt).

Wie komme ich an einen Verlag?

Meistens durch Literaturagenturen. Diese erklären auf ihren Websites Details zur Manuskripteinsendung. Folge den Anweisungen. Ich drück dir die Daumen! Ich selbst hatte auf diesem Weg leider keinen Erfolg, darum habe ich mich letzten Endes fürs Self-Publishing entschieden.

Warum hast du dich entschieden bei Amazon KDP zu veröffentlichen?

Nachdem auch mein drittes Manuskript von so ziemlich allen Agenturen (um die Vierzig habe ich angeschrieben) abgelehnt wurde, habe ich mir Gedanken zu meinen Fähigkeiten gemacht. Ich hab mich dann dazu entschieden, das meiner Meinung nach am besten gelungenste Buch einer Lektorin zur Beurteilung zu schicken (gegen Bezahlung). Nachdem die nette Lektorin gemeint hat, dass das Niveau gut sei und es wahrscheinlich an der Epoche und den aktuellen Bedürfnissen am Büchermarkt liegt, hab ich mich ein bisschen bestätigt und besser gefühlt. Sie hat mich auch zu dem Schritt ins Self-Publishing ermutigt. Ich habe ich dann für Amazon entschieden, weil es am einfachsten umsetzbar ist, neben einer beruflichen Tätigkeit, die ich ja auch noch habe 😉 Ich hatte immer Angst vor dem Ruf des Self-Publishings, aber ich denke, wenn man es umsichtig angeht kann man den Schritt auf jeden Fall wagen. Ich schreibe jetzt schon seit über vier Jahren und irgendwann möchte man als Autor*in dann doch, dass die Geschichten auch gelesen werden können.